Römergeschichte in Bergkamen

Unter Drusus, dem ehemaligen Statthalter Galliens, begann im Jahre 12 v. Chr. ein langwieriger Krieg zwischen Rom und den östlich des Rheins siedelnden Germanenstämmen. Dieser Krieg wurde im Jahre 16 n. Chr. eingestellt.

Im heutigen Stadtteil Oberaden bestand von 11 - 8/7 v. Chr. das bisher größte römische Militärlager nördlich der Alpen. Auf einem 56 Hektar großen Gelände waren bis zu zwei Legionen, etwa 12.000 Menschen, untergebracht.

Die im Lager Oberaden stationierten Soldaten hatten die Aufgabe, kriegerische germanische Stämme zwischen Rhein und Weser zu bekämpfen, darunter die in der Nachbarschaft des Lagers siedelnden Sugramber. Die Feldzüge des Drusus (12 – 9 v. Chr.) endeten unerwartet mit seinem vorzeitigen Tod in Germanien. Im Jahre 8 v. Chr. vollendete sein Bruder Tiberius die Unterwerfung der Sugambrer. Diese wurden auf die andere Rheinseite deportiert. Offenkundig zur gleichen Zeit räumte das römische Militär das Lager.

Seit der Entdeckung des Römerlagers 1905 durch Pfarrer Otto Prein wurden in vielen großflächigen Grabungskampagnen Teile des Römerlagers erforscht. Von den Aufsehen erregenden archäologischen Ereignissen ist heute im Gelände nur wenig sichtbar, dennoch ist nicht alles spurlos verschwunden. Vieles bewahrte der Boden, darunter die Fundamentgräben und Standspuren der Zwischentürme. So konnten bei den Ausgrabungen auch die Lage und Größe der Lagertore ermitteln werden. Im feuchten Bodenmillieu blieb über einen Zeitraum von 2000 Jahren sogar noch an einigen Stellen das Holz der Eichenpfosten erhalten.

Schritt für Schritt entstand der Römerpark Bergkamen, nur etwa sieben Gehminuten vom Stadtmuseum entfernt, der als Bildungs- und Freizeiteinrichtung die Spuren der römischen Geschichte lebendig werden lässt.
 






Römerpark mit Holz-Erde-Mauer

Der Bau des Lagers im Spätsommer des Jahres 11 v. Chr. muss auf die einheimische Bevölkerung wie ein Schock gewirkt haben. Denn, was sich vor ihren Augen abspielte, war fremd für ihre gewohnte Vorstellungswelt. In Windeseile stampften römische Soldaten eine riesige Militärstadt aus dem Boden.

Modell    In das Lager kam man nur durch die schwer bewachten Lagertore, von denen sich jeweils eines an den vier Hauptseiten befand. Im Innern gab es Kasernen, diverse Wohnhäuser, einige davon mit luxuriöser Ausstattung für hohe Offiziere, weiterhin das zentrale Kommandeursgebäude (praetorium) und das Stabsgebäude (principia).

Das Römerlager war zum Schutz von einem bis zu 5 m breiten und etwa 3 m tiefen Lagergraben umgeben. Dahinter erhob sich eine etwa 3 m breite und etwa gleich hohe Holz-Erde-Mauer. Zwischentürme waren im Abstand von 25 - 30 m eingebaut.
Römisches Militärlager - Stadtmuseum Bergkamen   

An der Nordseite des Lager entstand die ca. 35 m lange Originalrekonstruktion der imposanten römischen Schutzmauer, die mit 2,7 km Länge das gesamte Militärlager umgab.

Im September 2012 wurde der original-rekonstruierte Abschnitt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Öffnungszeiten: An den Wochenenden von Mai bis September
jeweils samstags und sonntags von 14 – 17 Uhr geöffnet.

Gruppen und Schulklassen nach Voranmeldung im Stadtmuseum Bergkamen Tel. 02306/30 60 210.
     






Römerlager Lehrpfad

Seit April 2006 führt ein römischer Lehrpfad mit 15 Informationstafeln in Gestalt römischer Feldzeichen (vexilla) zu den bedeutensten Fundorten des römischen Militärlagers.

Römerlager Lehrfad

Themen der Lehrpfad-Tafeln:

1 Römerlager Oberaden
Im heutigen Stadtteil Oberaden bestand von 11 - 8/7 v. Chr. das bisher größte römische Militärlager nördlich der Alpen. Auf einem 56 Hektar großen Gelände waren bis zu zwei Legionen, etwa 12.000 Menschen, untergebracht.

2 Osttor
Das Osttor des Römerlagers Oberaden ist wesentlich breiter als die übrigen Tore und zudem erscheint seine Lage schon bei flüchtigem Vergleich deutlich nach Süden "verrutscht".

3 Holz-Erde-Mauer, Latrinen und Entwässerung
In der Umgebung dieses Standortes fand man 1993 die Fundamente der Holz-Erde-Mauer, die Ecke einer Latrine und einen durch die Mauer geführten Entwässerungskanal.

4 Germanische Viehtränke
Bei Ausgrabungen in den Jahren 1906-1914 fand man außerhalb des Lagers eine Mulde mit einer Steinpflasterung, die wohl germanischen Siedlern als Viehtränke diente.

5 Nördliche Lagerumwehrung
An dieser Stelle kreuzt der Weg die nördliche Lagerumwehrung mit der Holz-Erde-Mauer und dem Verteidigungsgraben.

6 Römerpark und Nordtor
Hier findet der Besucher eine begehbare Original-Rekonstruktion der römischen Holz-Erde-Mauer vor. Etwa 150m westlich befand sich das Nordtor des Römerlagers. Auch heute noch ist die Fundstelle an Gruben und Löchern erkennbar.

7 Centurionenhäuser, Brunnen und Holzfunde
Große Flächen im Nordwesten des Römerlagers Oberaden wurden in den Jahren 1977-1986 ergraben. Hier stieß man auf eine Fülle ungewöhnlicher Funde.

8 Westtor
Auf einem Teil der Fundamente des Westtores steht heute ein achtgeschossiges Wohnhaus.

9 Lagergraben
In unmittelbarer Nähe des Westtores befindet sich ein etwa 5m breiter Rest eines in der Mitte spitz zulaufenden römischen Verteidigungsgraben.

10 Orden, Münzen und ein silberner Gefäßgriff
Durch Zufall stieß man im Jahr 1957 bei der Erweiterung des Sportplatzes an der Burgschule auf einen kleinen Schatzfund. Zu diesem gehören ein Orden, achteinhalb Bronzemünzen, eine Silbermünze sowie ein silberner Griff von einem nicht aufgefundenen Trinkgefäß, skyphos.

11 Wohnhaus des Kommandeurs
Im Lagerzentrum befand sich das Kommandeursgebäude, praetorium. Die Entdeckung und Bestimmung dieses Gebäudes stellte eine kleine Sensation dar, denn man rechnete an dieser Stelle mit dem Verwaltungsgebäude, principa.

12 Stabsgebäude
Im Jahre 1989 begann die Freilegung des Stabsgebäudes, das gleichzeitig das Verwaltungszentrum und den religiösen Mittelpunkt eines jeden römischen Militärlagers darstellte.

13 Atriumhäuser
Im Süden des Stabsgebäudes wurden in den Jahren 1992 bis 2000 die Fundamente mehrerer Gebäude freigelegt. Wegen ihrer Größe kommen sie als Wohnhäuser für hohe Offiziere, Tribunen, in Frage.

14 Römische Villa am Südtor
Im Südwesten der Atriumhäuser konnte im Jahr 2000 in etwa 1.800 Quadratmeter großes Gebäude mit Garten freigelegt werden. Das Haus erinnert an italische Stadthäuser und verfügte über den Komfort, den eine solche Villa zu bieten hatte.

15 Centurionenhäuser und Brunnen
Wie im nordwestlichen Bereich wurden auch im Südosten des Lagers Fundamentreste von Centurionenhäusern und Brunnen gefunden.
 
     






Drususcamp

Unter authentischen Bedingungen halten sich Kinder und Jugendliche in den Sommerferien für einige Zeit im Römerlager auf. In römischer Gewandung wohnen sie in Leinen- und Lederzelten, ernähren sich von römischen Speisen und Getränken und üben Handwerkstechniken (Schmieden, Holz bearbeiten, Töpfern u.ä.) aus. Sie trainieren wie ein römischer Legionär das Bogenschießen, Pilumwerfen, Steinschleudern, Marschieren und Exerzieren.

Dabei erleben sie hautnah, welchen Bedingungen Offiziere, Legionäre und Handwerker im Römerlager Oberaden und dessen Umgebung ausgesetzt waren und mit welchen Schwierigkeiten sie zurechtkommen mussten.
 
     

Verein der Freunde und Förderer des Stadtmuseums Bergkamen e. V.
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